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AutorenbildDaniel Rieß

Reinhold Messner - Zu Gast bei einer Legende

Als wohl berühmtester Bergsteiger unserer Geschichte, war Reinhold Messner der erste Bergsteiger, der den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff bestiegen hatte. Neben zahlreichen weiteren grandiosen und abenteuerlichen Bergbesteigungen, wurde der Nanga Parbat im Westhimalaya zu Messners persönlichem Schicksalsberg. Was sich an diesem Achttausender für Tragödien abgespielt hatten, erzählt die Bergsteigerlegende live bei seiner Vortragsreihe.

Die Südtiroler Bergsteigerlegende Reinhold Messner hatte bereits in den frühen Kindheitsjahren mit dem Bergsteigen begonnen. Bereits mit 25 Jahren hatte Messner mehr als hunderte Gebirge und Wüsten unserer wunderschönen Erde bereist. Dem Bergsteiger und Abenteurer gelangten dabei die Besteigungen aller 14 Achttausender, zahlreiche Erstbesteigungen und eine Längsdurchquerung Grönlands. Im Jahr 1980 bestieg Messner den höchsten Berg unserer Erde, den Mount Everest als erster Mensch ohne Hilfe von Flaschensauerstoff und schrieb nicht nur bei dieser gefährlichen Unternehmung alpine Geschichte. Auch der weitere Lebenslauf Messners war von markanten, extremen, außergewöhnlichen und sportlichen Erfolgen, Besteigungen und Expeditionen geprägt, über die Messner bereits über zahlreiche Bücher in verschiedenen Sprachen publiziert hatte. Während den verschiedensten Erfolgen war Reinhold Messner nie um Rekorde bemüht, ganz im Gegenteil, ihm geht es darum in möglichst unberührten und ausgesetzten Landschaften unterwegs zu sein und dabei nur ein minimum an Ausrüstung zu benötigen. Nicht nur bezüglich diesen Hintergründen, legt Reinhold Messner bedeutenden Wert um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, sowie einer entsprechenden Eigenverantwortung um dadurch ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Eine Vita die durchaus mehr Lust und Interesse an abenteuerlichen Erzählungen wecken kann. Umso mehr freute es mich im Oktober zu Gast bei Reinhold Messner in der süddeutschen FILharmonie gewesen zu sein!


Reinhold Messner in der FILharmonie in Filderstadt




Reinhold Messner live „Nanga Parbat - mein Schicksalsberg“

Am Ende des westlichen Himalayagebirges befindet sich in Gilgit-Baltistan, einem pakistanischem kontrolliertem Sonderteritorium, in der zwischen China, Pakistan und Indien umstrittenen Region Kaschmir, die weltgrößte sichtbare und freistehende Massenerhebung. Mit 8126 Metern Höhe gehört der Nanga Parbat zu den 14 Achtausender und ist zudem der neunthöchste Berg unserer Erde. Auf Sanskrit auch „nackter Berg“ genannt, gilt dieses Massiv unter Alpinisten und Bergsteigern als einer der anspruchsvollsten Berge der Welt. Aufgrund der hohen Zahl an verunglückten Bergsteigern, wird der Nanga Parbat unter Einheimischen auch als „Killer Mountain“ betitelt. Lange galt die Bergbesteigung des Nanga Parbat als unmöglich. Selbst auf der Kinshofer-Route und somit der konventionellen Normalroute, erschwerten kaum vorstellbare Lawinenabgänge und extremste Steilwände mit hoher Steinschlaggefahr das Vordringen zum Gipfel. Betrachtet man Statistiken, kommen am Nanga Parbat mehr Menschen ums Leben als am Mount Everest. Trotz dem hohen Gefahrenpotential gab es in der Geschichte trotzdem immer wieder Abenteurer die sich dem Reiz der Besteigung und somit auch der Lebensgefahr am Nanga Parbat aussetzten. Im Juni des Jahres 1970 machte sich Reinhold Messner mit seinem Bruder Günther ebenfalls auf zum Nanga Parbat um diesen zu erklimmen. Es sollte Messners Schicksals- und zugleich auch Schlüsselberg werden. Über Reinhold Messners persönliche Geschichte zwischen Erfolg und Tragödie am Nanga Parbat berichtet die Bergsteigerlegende in einer beeindruckenden und Gänsehaut erweckenden Vortragsreihe live.


Der 8126 Meter hohe Nanga Parbat im westlichen Himalayagebirge



Reinhold Messners Schicksalsberg




Als das Licht am Abend im großen Saal der FILharmonie in Filderstadt erlosch, erhöhte sich der Spannungspegel spürbar. Für mich und sicherlich viele andere Besucher, war solch eine Vortragsreihe Neuland. Bereits auf vielen meiner Reisen durch die Weiten unserer Erde, freute ich mich immer wieder Gleichgesinnte zu treffen um sich über spannende und aufregende Erlebnisse austauschen zu können. Mit meinem Besuch in der FILharmonie bewegte ich mich jedoch plötzlich in einer komplett anderen Dimension! Wo hatte man zuvor schon einmal die Möglichkeit einem solch bekannten und beeindruckenden Abenteurer wie Reinhold Messner zuzuhören? Die Beleuchtung auf der Bühne erleuchtete plötzlich in einem warmen Licht. Mit dem auf der großen Leinwand erscheinenden Porträt von Reinhold Messner, betrat der Hauptdarsteller des Abends unter lautem Beifall die Bühne. Bevor es mit der eigentlichen und selbst erlebten Geschichte von Reinhold Messner und seinem Bruder am Nanga Parpat losging, stellte Messner seinen Besuchern vorerst den großen steinernen Riesen im Himalayagebirge näher vor und erläuterte chronologisch die verschiedenen Vorhaben anderer Bergsteiger beim Versuch den Nanga Parpat zu besteigen. Bereits durch den ausführlichen Vorspann, der durch Fotos, Videosequenzen und originalen Tagebucheinträgen unterstrichen wurde, konnte man sich bereits ein eindrucksvolles Bild davon machen, um was für Situationen es an diesem tatsächlich todbringenden Berg ging. Bereits immer wieder hatte ich mich in der Vergangenheit für den Bergsport interessiert. Wer im Berg unterwegs ist, dem sollten parallel auch immer die lauernden Gefahren bewusst sein. Das was wir jedoch bei diesem Vortrag zu sehen bekamen stockte den Atem. Noch nie zuvor hatte ich solch monströsen Lawinenabgänge gesehen, wie sie sich am Nanga Parbat abgespielt hatten. Die Videosequenzen waren eigentlich nur mit großen und zerstörerischen Explosionen vergleichbar. Wieder einmal wurde einem bewusst, welche unvorstellbaren Naturgewalten sich in den verschiedenen Regionen unserer Erde abspielen können. Als man die Bilder zu sehen bekam, kamen schnell Gedanken auf, dass solch ein Unterfangen eigentlich schon eher als lebensmüde einzustufen war. Im weiteren Verlauf des Vortrags ging Reinhold Messner dann auf das eigene Vorhaben aus dem Jahr 1970 ein. Die Besteigung des Nanga Parpat sollte über die 4.500 Meter hohe und südlich gelegene Rupalwand erfolgen. Hier handelt es sich um die höchste Steilwand unserer Erde. Was Messner damals jedoch noch nicht wusste war, dass diese Expedition zu einem der entschiedensten Erlebnisse des Bergsteigers werden würde. Mit insgesamt 18 Bergkameraden machten sich die Gebrüder Messner auf den Weg den Nanga Parpat zu bezwingen. Durch eine falsche Wetterprognose, die aus einem der Basislager über eine Leuchtrakete erfolgte, entschied sich Reinhold Messner mit der angenommenen Wetterverschlechterung alleine zum Gipfel zu steigen um somit schneller voran zu kommen. Bruder Günther fasste den spontanen Entschluss, seinem älteren Bruder ohne die nötige Ausrüstung, genügend warmer Kleidung und Nahrung nachzusteigen. Erfolgreich erreichten die Messners nach einer unfassbaren Leistung den Gipfel des 8126 Meter hohen Berges. Das Glück diesen Gipfel in unmenschlichen Verhältnissen erreicht zu haben, hielt jedoch nicht lange an und so entwickelte sich der Abstieg und somit auch die ganze Expedition zur Tragödie für Reinhold Messner. Bereits auf dem Weg zum Gipfel des Nanga Parbat zeigte Reinhold Messners Bruder Günther, aufgrund seines hohen Aufstiegstempos Symptome von Erschöpfung und einer beginnende Höhenkrankheit. Beim Abstieg über die Diamar-Flanke kam Günther Messner bei einer abgehenden Lawine dann tragischerweise zu Tode. Die Überreste konnten erst 35 Jahre später im Jahr 2005 geborgen und am Fuße des Nanga Parpat als Bestattungsritual verbrannt werden. Hört man Messner heute zu, spricht der Bergsteiger von einer einschlägigen Erfahrung, die sein gesamtes Leben verändert hatte. Dieses Ereignis sei der Anstoß dafür gewesen sich im Leben immer wieder neu zu erfinden. Nach dem schmerzhaften Verlust des geliebten Bruders und durch Erfrierung sieben amputierten Zehen, entschied sich Messner dafür, neue Wege einzuschlagen. Noch heute ist Reinhold Messner mit der Region am Nanga Parbat sehr verbunden. Er errichtete in den Dörfern am Fuße des Berges Schulen, die neben einer Unterstützung der Bevölkerung, an seinen verstorbenen Bruder erinnern sollten. Es handelte sich bei diesem authentischen Vortrag um unglaublich mitreissende Erzählungen. Mich beeindruckte neben der sportlichen Leistung Messners vor allem die psychische Stärke, die man besitzen muss um solch ein Vorhaben zu überleben. Reinhold Messner ist noch bis März 2022 mit seiner Tour „Nanga Parbat - mein Schicksalsberg“ in Deutschland unterwegs. Ein Besuch ist mehr als lohnenswert! Weitere Informationen findet ihr unter folgendem Link: www.reinhold-messner.de. Unbezahlte Werbung


Reinhold Messner live „Nanga Parbat - mein Schicksalsberg“ in der FILharmonie



Eine wahre Begebenheit zwischen Erfolg und Tragödie



Originale und historische Schriftstücke



„Berge sind Absichtslos“ Zitat Reinhold Messner



Erst 35 Jahre später konnten die Überreste des verunglückten Bruders durch die Eisschmelze geborgen werden



Nach einem beeindruckenden Vortrag verabschiedete sich Reinhold Messner von seinen Besuchern

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Daniel Rieß
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